Katholisch - Evangelisch
Allerdings ging es bei der Integration der Flüchtlinge nicht nur um materielle Dinge. Um eine vollständige Integration zu gewährleisten, musste auch das gesellschaftliche Miteinander funktionieren und das stellte häufig ein Problem dar.
Zum einen war es die Konfrontation mit etwas Fremdem und gleichzeitig Neuem, was, bedingt durch den gerade beendeten Krieg, zu einem gänzlich ungünstigen Zeitpunkt geschah, weil die Situation der Einheimischen auch nicht zufriedenstellend war, was die Angst vor einem weiteren sozialen Abstieg weiter schürte.
Zum anderen war Harsewinkel eine sehr katholisch geprägte Kleinstadt, in der Protestanten nur eine Minderheit waren. Hierdurch bedingt wurden die meist evangelischen Schlesier nicht akzeptiert, weil der Katholizismus als der einzig wahre Glauben angesehen wurde. Es bestand zwar die Möglichkeit zu konvertieren, aber den eigenen Glauben aus der Heimat aufzugeben, kam zunächst für wenige Neubürger infrage. Wenn die Menschen allerdings konvertierten, war es meistens so, dass sie ab diesem Zeitpunkt als vollständiges Mitglied der Gesellschaft anerkannt wurden. Durch den Zuwachs an Protestanten wurde 1953/1954 die Martin-Luther-Kirche in Harsewinkel gebaut.
Martin-Luther-Kirche, ca. 1955. Foto: Stadtarchiv Harsewinkel
Am 4. Juli 1954 wurde die nach Plänen des Architekten Heinrich Lotte (Werther) errichtete Martin-Luther-Kirche eingeweiht. Sie lag in einer neuen Wohnsiedlung, in der auch viele Flüchtlinge und Vertriebene eine dauerhafte Bleibe fanden. Mit dem Kirchbau setzten die aus Schlesien kommenden evangelischen Christen ein Zeichen, dass sie dauerhaft in Harsewinkel bleiben würden. |
Bischof Otto Zänker vor der Martin-Luther-Kirche, 4. Juli 1954. Foto: Stadtarchiv Harsewinkel |
Die Spannungen zwischen den Katholiken und den Protestanten zog sich über mehrere Jahre, was die Integration deutlich erschwerte und bis heute noch in den Köpfen der damaligen Flüchtlinge präsent ist.
So berichtete es auch Elfriede Amsbeck, die am 7. August 1946 aus ihrem Heimatdorf ausgewiesen wurde und über Rheda nach Harsewinkel kam.
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Flüchtlingsmeldeschein für Elfriede Überschär. - Quelle: Privatbesitz
Im August 1946 erreichte Elfriede Amsbeck im Lager Mariental bei Helmstedt bei Britische Zone und wurde dem Kreis Wiedenbrück zugewiesen.
Siedlungshaus der Familie Josef und Elfriede Amsbeck an der Eichendorffstraße, ca. 1958 - Foto: Privatbesitz
Download der Projektarbeit