Arbeitseinsatz in der Landwirschaft
In der Landwirtschaft waren oft ganze Familien auf einem Bauernhof im Einsatz, wie zum Beispiel die Familie S.. Zunächst kam 1940 der 1904 geborene Josef S. nach Harsewinkel, der auf dem Bauernhof Krewerth und ab 1943 auf der Hofstelle B. Brüggemann in Greffen arbeitete. Im Dezember 1940 stellte er ein Urlaubsgesuch, um seine kranke Frau zu besuchen. Der Antrag wurde von dem Landwirt befürwortet. Dieses Verhalten ist nicht selbstverständlich, sondern eher als eine positive Ausnahme zu bewerten.
Urlaubsgesuch des polnischen Zwangsarbeiters Josef S. vom 4. Dezember 1940. - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 143, Band 2
Ihm folgte ein Jahr später Stefania S., die zunächst ebenfalls auf einem Greffener Bauernhof arbeitete und dann zu einer Stelle im Stadtkern von Harsewinkel wechselte. Im Februar 1942 kam dann Maria S. zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn Aloysius nach Greffen, wo sie ebenfalls bis zu ihrem Wegzug am Jahresende auf der Hofstelle Krewerth arbeitete.
Im Sommer schließlich kamen die Frau und die Kinder von Josef S. nach Greffen. Ehefrau Antonia arbeitete ebenfalls auf der Hofstelle Brüggemann, wo auch die siebenjährige Tochter Josefa lebte. Der 14-jährige Sohn Jan S. wurde dem Bauern Wesselmann als Arbeitskraft zugewiesen.
Ausweiskarte für die polnische Zwangsarbeiterin Maria S. - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 136, Band 1
Über die vorherrschenden Bedingungen klärt vor allem Jan S. auf. Er wechselte seine Arbeitsstelle zwischenzeitlich, beklagte sich jedoch nie über eine mangelnde Versorgung oder seine Unterbringung. Wie für Landarbeiter üblich, war er bei der Arbeitsstelle untergebracht und schlief in einem Zimmer über dem Stall, ausgestattet mit einem Bett. Außerdem bekam er, wie bei Landarbeitern üblich, dasselbe Essen wie die Familie und saß mit dieser - geltenden Vorschriften zuwider - an einem Tisch.
Ausweiskarte für die polnische Zwangsarbeiter Jan S. - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 136, Band 1
Jan S. Arbeitszeit betrug etwa 11 bis 12 Stunden, von 7:00 bis 19:00 Uhr. Seine Arbeit verrichtete er insbesondere auf dem Feld und im Stall. Jan S. gab an, keinen Lohn erhalten zu haben. Bei seiner Mutter ist von einem Lohn von 20 RM pro Monat auszugehen. Sein Vater erhielt mit 26,50 RM pro Monat noch etwas mehr.