Totenzettel Harsewinkeler Gefallener
Als Totenzettel werden Gedenk- bzw. Gebetszettel für Verstorbene bezeichnet. Diese werden von der Familie des Verstorbenen an Bekannte, Nahestehende und Verwandte aus Anlass des Seelenamtes für den Verstorbenen verteilt. In erster Linie ist mit der Übergabe des Totenzettels die Bitte der Familie verbunden, für das Seelenheil des Verstorbenen zu beten. Des Weiteren ist der Totenzettel zur Erinnerung an den Verstorbenen gedacht.
Der Aufbau ist bei allen Totenzetteln ähnlich. Auffallend ist die Abbildung der Gefallenen in schwarz-weiß. Alle Abgebildeten tragen eine Uniform, haben eine würdevolle Körperhaltung und einen stolzen Gesichtsausdruck. Meist wird kurz die Biografie des Verstorbenen dargestellt. Der Schwerpunkt dieser liegt auf der Kriegsbeteiligung des Gefallenen. Sehr oft sind Gebete und Gedichte vorzufinden. Diese verherrlichten oft den „Heldentod“ des Gefallenen.
Totenzettel für Wenzel Viehmeyer. Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel. Sammlung Totenzettel Nr. 29
Hier wird der Gefallene wird als Held dargestellt. Er starb „für Führer, Volk und Vaterland“ – eine Formulierung, die auf mehreren Totenzetteln vorzufinden ist.
Wie zuvor erwähnt, ist auch die Bitte für das Seelenheil des Verstorbenen auf diesen Totenzetteln enthalten. Interessant ist, dass das Seelenheil dem Gefallenen aufgrund seiner Verdienste im Krieg zugesprochen wird. So ist auf dem Totenzettel des Obergefreiten Paul Vorjohann zu lesen: „O Gott und Herr, sei gnädig der Seele deines gefallenen Dieners und laß sie um der Verdienste willen der ewigen Freuden des Himmels zuteil werden.“
Totenzettel für Paul Vorjohann. – Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel. Sammlung Totenzettel Nr. 44
Ebenso werden oftmals Bibelverse zitiert. Teilweise werden diese jedoch aus dem Zusammenhang gerissen und bekommen so eine vollkommen neue Bedeutung. Der Gefreite Joseph Pelzhof soll beispielsweise „den guten Kampf gekämpft“ haben. Diese berühmte Passage aus dem 2. Timotheusbrief gibt dem Tod des Gefallenen eine neue Bedeutung. Er hat also genauso wie der Apostel Paulus den „guten Kampf“ gekämpft. Der Krieg wird, wie von Gott gewollt, als legitim dargestellt.
Totenzettel für Josef Pelzhof –Außen- und Innenseiten – Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel. Sammlung Totenzettel Nr. 31
Genauso wie der Apostel Paulus soll dieser Soldat den guten Kampf gekämpft haben. Die Familie bittet den Herrn ebenfalls um Erbarmen für die Seele des Gefallenen.
Ob die Totenzettel auf diese Art und Weise formuliert wurden, um den Tod des Gefallenen als heldenhaft darzustellen oder weil es zu dieser Zeit einfach gang und gäbe war, kann man heute nicht immer objektiv beurteilen.