Der Fall Bernhard Ohlmeier
Auch der Greffener Hauptlehrer Bernhard Ohlmeier wurde am Ende seines Entnazifizierungsverfahrens im Jahr 1948 in die Kategorie der Mitläufer eingestuft. Der 1891 geborene Ohlmeier kam nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer 1912 nach Greffen und blieb bis zu seiner Entlassung aus dem Schuldienst im Jahr 1945 an der dortigen Volksschule, seit 1935 als Hauptlehrer in der Funktion des Schulleiters.
Die Greffener Volksschule, an der Bernhard Ohlmeier unterrichtete; um 1930. Foto: Stadtarchiv Harsewinkel
Eintragung für Bernhard Ohlmeier und seine Frau im Greffener Hausregister aus dem Jahr 1912. - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Bestand Meldeamt, Nr. 7
Nach seiner Entlassung aus dem Schuldienst im Frühjahr 1945 erfolgte seine Inhaftierung zunächst in Lüdinghausen und dann im Internierungslager Staumühle. Erst 1947 wurde er wieder in den Schuldienst eingestellt und 1950 sogar zum Rektor der Schule befördert. Er starb drei Jahre nach seinem Eintritt in den Ruhestand am 11. Oktober 1960.
Während seines Entnazifizierungsverfahrens erhielt er noch Unterstützung von vielen Greffenern, die ihm mit Erklärungen, dass er kein überzeugter Nationalsozialist gewesen sei, sog. Persilscheine ausstellten.
Erklärung Ferdinand Lowegs vom 1. August 1946 zu Gunsten von Bernhard Ohlmeier. - Quelle: Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland. Bestand NW 1039, Akte O 515
Zu der großen Zahl an Leumundszeugnissen für Bernhard Ohlmeier gehörte auch eine Erklärung von Ferdinand Loweg. Diese war besonders wertvoll, da Loweg wegen seiner jüdischen Mutter während des NS unter Verfolgung zu leiden hatte.
Bis in die späten 1970er-Jahre hatte sich die Sichtweise auf die Person von Bernhard Ohlmeier jedoch gewandelt: Noch Ende 1977 stimmten der Ortausschuss Greffen und der Harsewinkeler Stadtrat ohne große Diskussion einem Vorschlag zu, die Schulstraße in Ohlmeierstraße umzubenennen.
Schulstraße soll jetzt Ohlmeierstraße heißen. Bericht aus der Zeitung Westfalen-Blatt vom 8. November 1977 - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte D 57
Im November beschloss der Ortsausschuss Greffen, die Schulstraße in Ohlmeierstraße umzubenennen und damit den ehemaligen Rektor der Greffener Volksschule zu ehren. Auch der Rat der Stadt Harsewinkel stimmte diesem Vorschlag zu.
Dagegen regte sich dagegen so heftiger Widerstand, dass der Ausschuss und der Stadtrat ihre Entscheidungen Anfang 1979 aufhoben und es bei dem Namen Schulstraße blieb..
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Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Ortsausschusses Greffen vom 21. Mai 1979 - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte D 57
Den Protesten gegen die Umbenennung gab der Ortsausschuss Greffen im Mai 1979 schließlich nach. Die Umbenennung in Ohlmeierstraße erfolgte nicht. Auch der Rat der Stadt Harsewinkel schloss sich diesem Sinneswandel an. Insbesondere Ohlmeiers Rolle als Führer des Volkssturms in Greffen war ausschlaggebend für diesen Sinneswandel.
Download der Projektarbeit