Wahlen 1946 und 1948
Die ersten Wahlen fanden am 15. September 1946 statt. In Harsewinkel traten das Zentrum, die CDU und die SPD an. Im Vorfeld der Wahlen forderte Heinrich Heinz (SPD) den Ausschluss mehrerer aktiver Nationalsozialisten vom Wahlrecht.
Heinrich Heinz (1904 – 1974) – Foto: Stadtarchiv Harsewinkel
Der in Essen geborene Diplomingenieur Heinrich Heinz zog im Sommer 1945 aus Berlin nach Harsewinkel, wo seine Frau bereits seit dem Frühjahr wohnte. Hier gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der SPD, für die er dem Stadtrat von 1948 bis 1956 angehörte. Ebenso war er Mitglied der Amtsvertretung.
Dagegen konnte von den Beschuldigten Einspruch eingereicht werden. Nachdem der Sachverhalt geklärt worden war, wurde entschieden, ob das Wahlrecht erteilt wurde oder nicht. In jedem Einzelfall wurde die Zulassung oder Nichtzulassung zur Wahl von einer Kommission ausführlich begründet.
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Entscheidung des Wahlprüfers über die Einsprüche von Heinrich Heinz vom 30. Juli 1046 - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 63, Band3
Namen von Personen, die noch keine zehn Jahre verstorben sind oder deren Sterbedatum nicht ermittelt werden konnte, sind geschwärzt.
Das Ergebnis der Wahl des Stadtrates fiel sehr knapp aus. Das Zentrum gewann die Wahl mit 40%. Die CDU erhielt 38,5% und die SPD nur 21,1% der Stimmen. Genau umgekehrt sahen die Ergebnisse der Wahl für die Amtsvertretung aus. Die CDU gewann die Wahl knapp mit 40,7%. Das Zentrum erreichte 37,2% und die SPD erhielt 22% der Stimmen.
Ergebnisse der Wahlen zur Amtsvertretung und zum Stadtrat Harsewinkel 1946
Quelle: Eckhard Möller: Vom Kriegsende zur kommunalen Neugliederung. In "....dann machen wir es allein." Beiträge zur Geschichte der Stadt Harsewinkel. Harsewinkel 1996, S. 502/503
Nach dieser Wahl wurde Anton Buchmann zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Stadt Harsewinkel gewählt. Der Bäckermeister Anton Buchmann saß schon im von der britischen Militärregierung ernannten Harsewinkler Stadtrat. Von 1946 bis 1961 gehörte er als Ratsherr der Zentrumspartei dem Harsewinkeler Stadtrat an. Von 1946 bis 1950 und noch einmal von 1952 bis 1956 war er ehrenamtlicher Bürgermeister von Harsewinkel.
Anton Buchmann (1896 – 1980) – Foto: Stadtarchiv Harsewinkel
Am 17. Oktober 1948 folgten die nächsten Wahlen, weil man schon nach zwei Jahren eine Diskontinuität der Arbeit der Gemeinderäte befürchtete. Es traten wieder das Zentrum, die SPD und die CDU an. Neu war jedoch, dass diesmal auch Wilhelm Wegner als Unabhängiger an der Wahl teilnahm. Für jeden Wahlbezirk reichten die Parteien Vorschläge mit Unterschriften von Interessenten ein.
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Wahlvorschlag der CDU für die Wahl der Amtsvertretung 1948. – Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Bestand CN, Nr.237
Das Dokument zeigt einen Wahlvorschlagsbogen der CDU für den Wahlbezirk I mit den Unterstützerunterschriften.
Bei der Wahl zum Stadtrat gewann die Zentrumspartei mit 43,9%, es folgten die SPD mit 26,2%, die CDU mit 21,9% und am Schluss als Unabhängiger Wilhelm Wegner mit 8,0%. Bei der Wahl der Amtsvertretung erlangte das Zentrum 46,3 % der Stimmen, danach folgte die SPD mit 23,1%, dann die CDU mit 19,9% und zum Schluss Wilhelm Wegner mit 10,7%, der wie bei der Stadtratswahl nur in einem Bezirk kandidiert hatte.
Ergebnisse der Wahlen zur Amtsvertretung und zum Stadtrat Harsewinkel 1948
Quelle: Eckhard Möller: Vom Kriegsende zur kommunalen Neugliederung. In "....dann machen wir es allein." Beiträge zur Geschichte der Stadt Harsewinkel. Harsewinkel 1996, S. 505
Ergebnisse der Wahlen zur Amtsvertretung 1946 und 1948
Quelle: Eckhard Möller: ebd.
Ergebnisse der Wahlen zur Stadtrat Harsewinkel 1946 und 1948
Quelle: Eckhard Möller: ebd.
Das Ergebnis von Wilhelm Wegner war sehr erstaunlich, da er in seinem Wahlbezirk die absolute Mehrheit erreichte. Von ihm gibt es ein Flugblatt, in dem er seine Forderungen darlegt.
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Flugblatt des unabhängigen Kandidaten Wilhelm Wegner für die Wahl zur Amtsvertretung und zum Harsewinkeler Stadtrat 1948. – Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Deposita: Einzelstücke, Nr. 10
Das Flugblatt ließ Wilhelm Wegner offenbar als Postwurfsendung an alle Haushalte verteilen. So kritisiert er unter anderem zu hohe städtische Ausgaben und fordert mehr Flächen für Industriebetriebe.
Die Zentrumspartei war in Harsewinkel, wie zur Zeit der Weimarer Republik, sehr erfolgreich. Sie vertrat wie die SPD die Arbeiterschaft und die gewerbliche Bevölkerung. Die CDU war dagegen mehr in der Landwirtschaft verankert. Der Einfluss von CDU und Zentrum lässt erkennen, dass der Harsewinkeler Bevölkerung konservative und christliche Werte in der Weimarer Republik und in der Nachkriegszeit wichtig waren.