von Nina Mense
Neue Schulgebäude
In Harsewinkel stand schon im Jahr 1948 fest, dass die zunächst für die Schulen geschaffenen Provisorien kein Dauerzustand sein konnten, und dass die Stadtschule erweitert werden musste. Nach der Währungsreform entschied sich der Harsewinkeler Stadtrat im März 1949 schließlich für den Erweiterungsbau, für den noch im gleichen Jahr die feierliche Grundsteinlegung stattfand. Bis 1951 war das neue Gebäude fertiggestellt. Die Erweiterung der Klassenräume in der Stadtschule von acht auf vierzehn entspannte die Schulraumnotlage zunächst und nach dem Neubau wurde die Schule nach dem verstorbenen Münsteraner Bischof Kardinal von Galen benannt.
Neubau der Kardinal-von-Galen-Schule im Jahr 1951. Foto: Fotoarchiv Jäger (Stadtarchiv Harsewinkel)
Der Zuzug von Neubürgern ging nicht zurück und bis Mitte der 1960er-Jahre kamen die geburtenstarken Jahrgänge hinzu. Man vermutete, dass die Schülerzahl in den Jahren von 1960 bis 1965 von 561 auf 868 um über 50% ansteigen würde. Deshalb wurde für Harsewinkel eine weitere Volksschule im neuen Wohngebiet auf dem Rövekamp errichtet und 1962 eingeweiht - die heutige Astrid-Lindgren-Schule. Auch in den beiden Gemeinden Greffen und Marienfeld wurden neue moderne Schulgebäude errichtet.
Aufgrund der Veränderung der Konfessionsstruktur wurde zudem 1956 eine eigene evangelische Volksschule gegründet, die mit ihren 67 Schülerinnen und Schülern unter der Leitung des Direktors Konrad Bartels stand.
Evangelische Schüler vor dem Eingang der Kardinal-von-Galen-Volksschule, 1957. – Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Bestand Schule Nr. 7 (Schulchronik der Bodelschwinghschule)
Im Oktober 1958 zog die Schule in das neue Gebäude in der Paul-Keller-Straße und erhielt den Namen Bodelschwinghschule.
Einweihung der Bodelschwinghschule. – Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Bestand Schule Nr. 7 (Schulchronik der Bodelschwinghschule)
Neben den Kindern und Lehrern haben sich auch die örtlichen Honoratioren versammelt; in der zweiten Reihe ganz rechts Bürgermeister Gerhard Deppenwiese und mit Brille der Schulleiter Konrad Bartels.
In dem neuen Schulgebäude konnte die Bodelschwinghschule zunächst zweiklassig und 1959 nach Zuweisung einer weiteren Lehrerin dreiklassig fortgeführt werden. Genutzt wurde die Schule von allen evangelischen Kindern aus Harsewinkel und später auch Greffen und Marienfeld. Um einen sicheren Schulweg zu gewähren, gab es ab dem Frühjahr 1959 einen Kleinbus für acht Personen, der von den Mindener Melitta-Werken zur Verfügung gestellt wurde. Mit steigender Schülerzahl wurde auch die Bodelschwinghschule erweitert. Die 1957 vom Warendorfer Kreisschulamt abgelehnte Planung eines zweistöckigen Gebäudes wurde in den Jahren 1962/1963 durch eine Erweiterung des bestehenden Schulgebäudes realisiert.
Bodelschwinghschule im Jahr 1965. – Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Bestand Schule Nr. 7 (Schulchronik der Bodelschwinghschule), Foto: Foto Jäger
Erweiterung des Schulangebotes
Die bedeutendste Änderung sollte aber die Gründung der Realschule Anfang der 1960-Jahre sein. Die Planung der städtischen Realschule begann allerdings erst, nachdem sich Harsewinkel vergeblich als Standort für eine Realschule mit Internat beworben hatte. Die Gründung der Realschule galt nicht nur als Maßnahme, um der wachsenden Bevölkerung eine breitere Schulbildung zu ermöglichen, sondern war auch das Angebot auf die Nachfrage der Eltern und Arbeitgeber nach mittleren Schulabschlüssen.
Nachwuchs für die Wirtschaft. Pressebericht der Tageszeitung ‚Die Glocke‘ vom 21. Juli 1964 aus Anlass des Umzugs der Realschule in das eigene Schulgebäude am Tecklenburger Weg. - Quelle: Schulchronik der Realschule Harsewinkel
Im Mai 1962 bekam die Stadt die Genehmigung des Kulturministeriums für die Gründung der Realschule. Am 17. April 1963 startete die erste öffentliche Realschule im Kreis Warendorf mit 67 Kindern ihren Unterricht, zunächst im Gebäude der Volksschule auf dem Rövekamp. Die Schule war zunächst in Mädchen- und Jungenklassen unterteilt, die sich nur in gemeinsamen Wahlfächern vermischten. Später wurde dann erst eine gemischte Klasse gegründet und ab Ende der 1960er Jahre fand dann die allgemeine Koedukation statt.
Jungenklasse des ersten Jahrgangs der Realschule, eingeschult Ostern 1963. – Quelle: Schulchronik der Realschule Harsewinkel
Mädchenklasse des ersten Jahrgangs der Realschule, eingeschult Ostern 1963. Jungenklasse des ersten Jahrgangs der Realschule, eingeschult Ostern 1963. – Quelle: Schulchronik der Realschule Harsewinkel
Wie erwartet, stiegen die Schülerzahlen nach anfänglichem Zögern aufgrund der neuen unbekannten Schulform rasch an, sodass die Schülerzahl von 67 beim Start der Schule in nur 10 Jahren auf über 700 vergrößerte.
Architekt Paul Krumme stellte im Mai 1963 einen Bauplan vor, der vier Gebäudetrakte durch Pausenhallen verband. Der Plan sah einen langgestreckten Klassentrakt, einen zweiten Trakt mit den Fachräumen und einen atriumartigen überdachten Innenhof sowie einen Verwaltungs- und einen zweiten, kleineren Klassentrakt vor. Nach drei Jahren waren die neuen Schulgebäude am Tecklenburger Weg fertig, so dass die Realschule an ihren heutigen Standort umziehen konnte.
Realschule Harsewinkel, 1971. Foto: Stadtarchiv Harsewinkel (Krapohl)
Eingangsfoyer der Realschule im Jahr 1966. - Quelle: Schulchronik der Realschule Harsewinkel