Erste Maßnahmen der amerikanischen und britischen Truppen
Nach dem Ende des Krieges war die Verwaltung von Harsewinkel Befehlsempfänger zunächst der amerikanischen und seit Sommer 1945 der britischen Militärregierung. Es wurde indirekt regiert, sodass Kommandanten die Militärregierung vor Ort vertraten. Der übergeordnete Vertreter der britischen Behörden für Harsewinkel war der Kreis-Resident-Officer mit Sitz in Warendorf.
Sir Fiennes William Strang-Steel, 2nd Baronet of Philiphaugh (1912 - 1992) – Foto: Stadtarchiv Harsewinkel
F. W. Strang-Steel nahm als Offizier am 2. Weltkrieg teil und wurde im Rang eines Majors 1946 zum Kreis-Resident-Officer in Warendorf ernannt. Damit war er der höchste örtliche Vertreter der britischen Militärregierung in Deutschland.
Zu den ersten und wichtigsten Maßnahmen, die die Besatzer einführten, zählten die Festnahme bekannter NSDAP-Funktionäre sowie die Beschlagnahmung des Vermögens der Partei und ihrer Funktionäre. Außerdem führten die ersten Truppen in Harsewinkel die sogenannten Sperrzeiten ein, bei denen die Bürger das Haus nicht verlassen durften. In Ausnahmefällen wurden für Personen, die aus beruflichen Gründen unterwegs sein mussten, Passierscheine von der Amtsverwaltung herausgegeben. Diese Genehmigung musste stets mit sich geführt werden und wurde auch kontrolliert. Bei unerlaubtem Aufenthalt auf den Straßen während der Sperrzeiten drohte eine Festnahme oder der Schusswaffengebrauch.
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Erlaubnis für Dr. Hubert Kohle, sich außerhalb der Sperrzeiten auf den Straßen aufzuhalten. Ausgestellt am 9. April 1945 von Dean G. Lehmberg, 1. Leutnant CE, Vertreter der Militärregierung. - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 13, Band 1
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Erlaubnis für die Hebamme Johanna Wiwianka, sich außerhalb der Sperrzeiten auf den Straßen aufzuhalten. Ohne Datum und Unterschrift. - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 13, Band 1
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Erlaubnisschein für acht Polizisten, sich außerhalb der Sperrzeiten auf den Straßen aufzuhalten. Ausgestellt von Willam W. Vasey, 1. Leutnant der Kavallerie, Vertreter der Amerikanischen Militärregierung - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 13, Band 1
Interview mit Konrad Volmer vom 21.01.2016. (14:53 min bis 17:20 min)
Konrad Volmer berichtet über seine persönlichen Erfahrungen mit den Soldaten, nachdem er eine Passiergenehmigung erhalten hat, um an einer Messe als Küster teilzunehmen.
Das Interview wurde von Alina Feldhaus und Caroline Hanemann geführt.
Des Weiteren haben die amerikanischen Soldaten Häuser beschlagnahmt, um nachrückenden Einheiten Unterkunftsräume zu bieten. Die Beschlagnahme der Häuser hatte für die Harsewinkeler zur Folge, dass sie teilweise nur Tage, manchmal aber auch über Monate, bei Verwandten, Freunden oder auch Fremden einziehen mussten. Auch Gaststätten wurden von den Besatzern zum Teil für mehrere Jahre in Beschlag genommen.
Gaststätte Wilhalm in den ersten Jahren nach Kriegsende – Foto: Fotoarchiv Jäger (Stadtarchiv Harsewinkel) Von 5. April 1945 bis 1953 stand die traditionsreiche Gaststätte Wilhalm der Harsewinkeler Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Sie war vom amerikanischen Militär beschlagnahmt worden und diente nach der Ankunft der britischen Besatzungstruppen diesen als Offiziersmesse.
Die Bevölkerung war zudem aktiv durch Abgaben von Lebensmitteln, Kleidung und anderen Erzeugnissen an der Verpflegung der Soldaten, befreiten Kriegsgefangenen sowie Zwangsarbeitern beteiligt. Das führte zu einem ausgeprägten Gefühl der Ungerechtigkeit der Bevölkerung. Andererseits brachten die amerikanischen Soldaten heimische Produkte, wie Bonbons und Schokolade mit, die sie manchmal auch an die Kinder verteilt haben.
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Befehl zur Abgabe aller Waffen. Ohne Datum (April 1945). - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 13, Band 1
Von der Abgabe der Waffen waren auch die Jäger und die Schützenvereine betroffen.
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Verfügung des Amtsbürgermeisters an die Molkerei Harsewinkel vom 6. Juni 1945 wegen der Abgabe von Produkten an Truppenteile - Quelle: Stadtarchiv Harsewinkel, Akte C 13, Band 1
Interview mit Konrad Volmer vom 21.01.2016
Konrad Volmer berichtet über die Abgaben, die seine Familie an die Truppen leisten musste. (17:31 min bis 18:25 min)
Das Interview wurde von Alina Feldhaus und Caroline Hanemann geführt.